Grüne:Ströbele will islamischen Feiertag

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Der Grünen-Politiker schlägt vor, dafür einen christlichen Feiertag zu ersetzen. Ströbele will die Millionen Muslime in Deutschland "gesellschaftlich aufwerten". Kirchenvertreter und Politiker von CDU bis SPD fürchten dagegen um die christliche Kultur. Nur die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung mag Ströbeles Vorschlag.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), hält den Vorstoß ihres Parteifreundes für keine kluge Idee. Ströbele, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, will seinen Vorschlag nicht als Konkurrenz zu christlichen Feiertagen verstanden wissen.

"Eine kluge Idee" oder "grober Unsinn"? - Grünen Fraktionsvize Ströbele. (Foto: Foto: dpa)

Es sei auch vorstellbar, so einen Feiertag nur in einzelnen Bundesländern einzuführen. Als Reaktion auf den Ausbruch von Hass und Gewalt nach dem Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh in den Niederlanden müsse der Islam ernst genommen und respektiert werden.

Aufwertung der drei Millionen Muslime

In der Tageszeitung Die Welt hatte Ströbele zuvor die Einführung eines islamischen Feiertags etwa zum Ende des Fastenmonats Ramadan befürwortet.

Dafür könne man einen der vielen christlichen Feiertage streichen. Ein islamischer Feiertag bedeute eine gesellschaftliche Aufwertung für die mehr als drei Millionen Muslime in Deutschland.

Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel wies den Ströbele-Vorschlag ebenfalls strikt zurück. "Bei aller Toleranz und allem Respekt: Deutschland ist ein Land mit christlich-abendländischen Wurzeln", sagte Merkel. Feiertage müssten auch genau diese Identität des Landes widerspiegeln.

"Außerdem muss man auch berücksichtigen, welche Bevölkerungsgruppen die Mehrheit in einem Lande darstellen." Einen Tausch von Feiertagen lehnte sie ab. Der CSU-Kirchenpolitiker Johannes Singhammer sprach von "grobem Unsinn". Wer christliche Feiertage durch muslimische ersetzen wolle, schaffe Unfrieden.

Der bayerische Innenminister Beckstein sagte: "Unsere abendländische Kultur und Tradition sind die Ursache dafür, dass wir christliche Feiertage besonders schützen. Das kann für islamische Feiertage nicht gelten."

"Muslime müssen sich an uns anpassen, nicht umgekehrt"

Das CDU-Vorstandsmitglied Friedbert Pflüger meinte: "Die Muslime, die nach Deutschland kommen und hier leben, müssen sich an unsere Leitkultur anpassen und nicht umgekehrt."

Die Integrationsbeauftragte Beck wies darauf hin, dass sich religiöse Feiertage nach den jeweiligen Mehrheiten richteten. "Eine muslimische Mehrheit in einem Bundesland gibt es nicht." Muslime könnten auch jetzt ihre Feiertage begehen. Es gebe die Möglichkeit, dafür frei zu nehmen. Unterstützung erfuhr Ströbele bislang einzig vom grünen Umweltminister Jürgen Trittin.

In der SPD-Fraktion stieß Ströbele ebenfalls auf ein klares Nein. Der Vorschlag sei in einer Zeit, wo man über eine Verlängerung der Arbeitszeit diskutiere, völlig abwegig, sagte Fraktionsvize Hans-Joachim Hacker.

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