Großoffensive im Irak:Mit 90.000 Mann gegen die eskalierende Gewalt

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In Bagdad hat die seit langem erwartete Sicherheitsoffensive der irakischen und amerikanischen Truppen begonnen.

Das teilte ein US-Militärsprecher mit. Die ersten Schritte seien getan, sagte Generalmajor William Caldwell. Mit dem Einsatz soll ein Großaufgebot von bis zu 90.000 Mann die eskalierende Gewalt in der irakischen Hauptstadt in den Griff bekommen. Soldaten und Polizisten hatten bereits am Montag neue Straßensperren errichtet.

Bei Anschlägen und Angriffen kamen am Mittwoch landesweit erneut mindestens 15 Menschen ums Leben. In Mossul wurde nach Polizeiangaben eine Regierungsmitarbeiterin erschossen, als sie mit ihrem Mann zur Arbeit fuhr. Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe wurden östlich von Bagdad ein Polizist getötet und drei weitere verletzt.

Die US-Streitkräfte verloren erneut einen Hubschrauber im Irak, den fünften in etwa zwei Wochen. Der Helikopter sei am Mittwoch nordwestlich von Bagdad abgestürzt, erklärten die Streitkräfte. Augenzeugen zufolge wurde er abgeschossen. Erst vor fünf Tagen war ein Hubschrauber nördlich der Hauptstadt abgeschossen worden.

Die US-Demokraten wollen ihre Bemühungen um einen Abzug der amerikanischen Soldaten aus dem Irak verstärken. In der kommenden Woche soll im Repräsentantenhaus über eine Resolution gegen die von Präsident George W. Bush geplante Aufstockung der Truppen abgestimmt werden. Der Senator und Präsidentschaftsbewerber Barack Obama erklärte, er werde sich für ein Gesetz stark machen, das den Abzug der Soldaten bis März 2008 vorsieht.

Vorwürfe von Veteranen-Organisationen

Verteidigungsminister Robert Gates hatte am Dienstag erklärt, er halte einen Beginn des Truppenabzugs unter bestimmten Voraussetzungen noch vor Jahresende für möglich. Bedingung sei, dass es gelinge, in Bagdad für Ruhe zu sorgen und dass die Iraker weitere eigene Truppen bereitstellten sowie ihre internen Streitigkeiten beilegten, sagte Gates. Im vergangenen Monat hatte er noch erklärt, zusätzliche Truppen müssten für Monate, wenn nicht sogar Jahre in den Irak geschickt werden.

Veteranen-Organisationen warfen der Regierung in Washington vor, die Zahl der Verletzten in den Kriegen im Irak und in Afghanistan zu beschönigen. In den offiziellen Angaben des Pentagons würden nur Verletzungen bei Kampfhandlungen aufgeführt. Damit versuche die Regierung "die zunehmenden menschlichen und finanziellen Kosten" zu verschleiern, sagte Paul Sullivan von der Organisation Veterans for America.

Offiziellen Angaben zufolge wurden in beiden Kriegen bislang etwa 23.000 US-Soldaten verletzt. Bezieht man in die Angaben allerdings diejenigen Soldaten ein, die beispielsweise bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, ergibt sich eine Zahl von etwa 53.000. Es mache keinen Unterschied, ob man angeschossen werde oder bei einem Unfall verletzt werde, erklärte Obama. "Die Auswirkungen für die Soldaten und ihre Familien sind die gleichen."

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