Großeinsatz:Bombenalarm in Potsdam

Lesezeit: 2 min

Blaulicht im Sperrkreis: Wegen eines verdächtigen Gegenstandes riegelte die Polizei am Freitag die Potsdamer Innenstadt ab. Ein Mitarbeiter einer Apotheke hatte Drähte in einem zuvor angelieferten Paket entdeckt. (Foto: Christian Pörschmann/dpa)

An eine Apotheke wird ein Paket geliefert, die Polizei reagiert schnell: Innenstadt und Weihnachtsmarkt werden gesperrt.

Von Ronen Steinke und Verena Mayer, Berlin

Ein verdächtiger Gegenstand hat am Freitag einen Großeinsatz der Polizei in der Innenstadt von Potsdam ausgelöst. Ein Weihnachtsmarkt wurde geräumt, aus Sorge, es könne sich um einen Terroranschlag handeln - auch wenn der verdächtige Gegenstand nicht auf dem Weihnachtsmarkt selbst, sondern in dessen Nähe in einer Apotheke gefunden worden war. Nachdem Entschärfer der Bundespolizei den Gegenstand mit einem Wasserstrahl öffneten, gab die Polizei Entwarnung. In dem Paket sei keine Zündvorrichtung gefunden worden.

Die Hintergründe blieben zunächst unklar, ein Sprecher der Brandenburger Polizei mahnte am Abend, dass "voreilige Schlüsse" zu vermeiden seien. Die Staatsschutz-Abteilung des Brandenburger Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen. Am Nachmittag hatte ein Kurier ein Paket bei einer Apotheke im Potsdamer Zentrum angeliefert. Das Paket enthielt nach Angaben des Polizeichefs Peter Meyritz einen zylindrischen Gegenstand mit Batterien, Nägeln und einer anderen Substanz. Es soll sich um ein Pulver handeln. Ob es sich tatsächlich um Sprengstoff gehandelt hat, blieb nach der Entschärfung noch zu klären, wie die Polizei betonte. Die Brandenburger Polizei vermeldete über den Onlinedienst Twitter zunächst den Fund einer "USBV" (Unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung), einige Straßen wurden geräumt, die Feuerwehr richtete Notunterkünfte für betroffene Bewohner ein. Der Oberbürgermeister von Potsdam, Jann Jakobs (SPD), sagte am Freitagnachmittag, die Angelegenheit sei "zutiefst beunruhigend". Der Weihnachtsmarkt werde geschlossen bleiben, bis die Polizei ihre Untersuchungen abgeschlossen habe. Die Ermittler suchten mit Spürhunden nach möglichen weiteren Sprengsätzen, fanden jedoch nichts Verdächtiges. Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte am Abend, in dem Paket habe sich auch ein so genannter Polenböller befunden. Die Ermittler wollen nun bundesweit nach Parallelen suchen, die Polizeipräsenz auf dem Weihnachtsmarkt soll verstärkt werden, so Schröter.

Berlin, Ludwigsburg - der Vorfall am Weihnachtsmarkt weckt schlimme Erinnerungen

Der Vorfall hatte schlimme Erinnerungen geweckt: Im vergangenen Jahr war ein Weihnachtsmarkt in Berlin Ziel eines islamistischen Terroranschlags geworden, zwölf Menschen wurden getötet, zahlreiche weitere teils schwer verletzt. Zuvor war im vergangenen Jahr auch in Ludwigsburg an einem Weihnachtsmarkt eine Sprengvorrichtung - ein mit Pulver aus Feuerwerkskörpern gefülltes Konservenglas - gefunden worden, das nicht zündete. Wie sich herausstellte, hatte ein damals 12-jähriger Deutsch-Iraker sie abgelegt. Als in der vergangenen Woche der Verdacht aufkam, dass sechs in Deutschland lebende Syrer einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Essen planen könnten, waren 500 Polizisten ausgerückt und hatten die Männer festgenommen. Weil sich der Verdacht nicht erhärtete, ließ man sie wieder frei.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: