Grenzkontrollen:Schlagbäume überall

Freie Fahrt in Europa? Einige Politiker fordern mehr Grenzkontrollen. Gut, dass sie jetzt eingebremst werden.

Von Tanjev Schultz

Europa hat das gerade noch gebraucht. Nach dem G-7-Treffen in Elmau wünschen sich einzelne Minister in Bayern und Sachsen wieder mehr Grenzkontrollen. Die Freistaaten würden damit den Menschen die europäische Idee so richtig verleiden. Als nach dem Schengener Abkommen die Schlagbäume abgebaut wurden, sahen die Bürger, dass Europa tatsächlich zusammenwächst. Jetzt rücken einige in CSU und CDU davon ab. Deshalb ist es gut, dass Horst Seehofer und die Bundesregierung klargestellt haben: Schengen bleibt.

In Ausnahmefällen, beispielsweise zu Großereignissen wie in Elmau, darf ein Staat im Schengen-Raum vorübergehend wieder Grenzkontrollen einführen. In den Tagen des G-7-Gipfels wurde das genutzt, und den Kontrolleuren gingen viele Personen ins Netz. Straftäter, Schleuser und Flüchtlinge. Ja, und? Die Flüchtlinge melden sich in der Regel ohnehin früher oder später, um Asyl zu beantragen.

Im Übrigen gilt natürlich immer: Je mehr man kontrolliert, desto eher findet man Leute, die gesucht werden. Mit diesem Argument könnte man auch Schlagbäume an jedem Stadtrand aufbauen und, nicht zu vergessen, an den innerdeutschen Grenzen der Sachsen und Bayern. Es könnte freilich sein, dass auch viele unbescholtene Bürger dann einen Bogen um diese Länder machen würden - weil sie die Freiheit den vermeintlichen Freistaaten vorziehen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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