Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Das Leben ist eine nur manchmal elende Abfolge von Gewohnheit und Veränderung. Mit den Jahren breitet sich die Gewohnheit allerdings immer weiter aus zu Lasten der Veränderung. Die Leute stopfen ihr Leben so lange voll mit Routinen, bis es aus nichts anderem mehr zu bestehen scheint, außer dem Warten dazwischen. Doch selbst das Warten wird natürlich zur Routine, die Leute sitzen also herum und warten und in Gedanken reden sie die Gleichheit ihrer Tage schön. Gewohnheit muss ja auch nichts Schlechtes sein. Stimmt es denn nicht, dass in vielen Gastwirtschaften erst der Stammkunde wirklich König ist? War es denn keine kluge Idee, als der Stasi-Mielke sich einmal zum Frühstücksdirektor ernannte, als er eine Tablettzeichnung anfertigte, um dem Personal ein für alle Mal klarzumachen, wie genau seine Mahlzeit morgens zu arrangieren sei? Hatte es keine Anmut, wie Arjen Robben zum 317. Mal einen Haken nach innen schlug, um dann mit dem Linken so elegant zu vollenden, wie es niemand nach nur wenigen Versuchen gelingen könnte?

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: