Glosse: Das Streiflicht

(SZ) Der Theaterregisseur Frank Castorf wäscht sich nicht gern die Hände, nein, das ist so nicht richtig, er mag es nur nicht, wenn ihm andere sagen, dass er sich die Hände waschen soll. Und er mag es erst recht nicht, wenn es die Bundeskanzlerin ist, die ihm vorschreibt: Herr Castorf, jetzt aber bitte die Hände waschen. Weil Frank Castorf sich die Hände nur wäscht, wenn und wann er allein es für richtig hält und nicht Frau Merkel, rief er nun auf Spiegel.de zum "republikanischen Widerstand" auf. Dazu muss man wissen, dass Frank Castorf solchen Widerstand als Theatermann seit Langem beruflich betreibt, übrigens bezuschusst von jener öffentlichen Hand, der er gern Übles unterstellt. Das wäre ein interessanter Fall von repressiver Toleranz für die gute alte Frankfurter Schule: Das System duldet, ja finanziert gar Leute wie Frank Castorf, um sich in deren Nölen zu sonnen und Toleranz vorzugaukeln.