Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) In dieser Zeit, da uns Werte jeglicher Art verloren gehen, rückt die Zeit selbst in den Rang einer Kostbarkeit. Früher - ach, wann war früher? - galt Zeit als knappes Gut, und für Menschen, die an nichts anderes denken können als an zeitnahe Kapitalvermehrung, war sie Geld. Nun könnte es geschehen, dass Geld demnächst auch nicht mehr das wert sein könnte, was es heute noch ist. Die Zeit dagegen hat gute Karten, in den Rang einer Währung zu rücken, mit der man Gesundheit und Leben bezahlt. Denn es kommt ja darauf an, in möglichst kurzer Zeit viel zu erreichen: rasche Verdoppelungen der Infektionen aufhalten, Krankenhaus-Equipment aufstocken und Hilfsgelder für Unternehmen fließen lassen. Kurz und gut: Die Zeit, von der wir bislang dachten, sie stünde uns ähnlich preiswert und grenzenlos zur Vergütung wie das Wasser aus der Leitung, ist nun zur "wertvollen Zeit" geworden.

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