Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Wir sind inzwischen daran gewöhnt, dass sich wichtige Ereignisse in einer böenhaften Dringlichkeit einstellen, so als habe irgendwo ein humorbegabter Gott eine Art Windlabor eingerichtet, in welchem er druckvolle politische Sensationen erzeugt. Die Geschehnisse in Thüringen haben einen Sturm der Entrüstung ausgelöst; über die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer schrieb die Rheinische Post am Sonntag noch, der Sturm über ihr mache nur eine Pause. Diese Pause war am Montagmorgen beendet, als Annegret Kramp-Karrenbauer in einen Augenblick der Windstille hinein ihren Rückzug aus der Parteipolitik bekannt gab. Und zu alldem raste die Stürmin Sabine durch das Land, so als müsse zum inneren Orkan eine markante Illustration her, mit der nach Art der schlechten Karikaturisten das Bild einer unbefestigten, den willkürlichen Naturkräften ausgesetzten Nation gezeichnet werden sollte. Es fliegt uns augenblicklich ein derart mächtiger Brocken an Pathos um die Ohren, dass es traumhaft wäre, wenn wir uns in bequemen Windhosen in den Windfang setzen könnten, ein paar Windbeutel zu uns nähmen und den Sturm über uns vorüberfliegen ließen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: