Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Im Sommer 2029 hat die Deutsche Post endlich wieder einen Erfolg zu verkünden: Erstmals seit drei Jahren werden wieder Briefe in Brandenburg ausgetragen, so die Nachricht aus der Konzernzentrale. Der frühere Vorstand hatte die Zustellung im Rahmen einer Serviceoffensive einstellen lassen, da in den entlegenen Dörfern ohnehin mehrheitlich Wölfe lebten. Diese verweigerten in aller Regel die Annahme schriftlicher Mahnungen der Umweltbehörde, das Reißen von Schafen und Hauskatzen auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Nun aber sind wieder Briefträger unterwegs, sogar in der Uckermark, und damit nicht genug der guten Nachrichten aus dem Zustellungswesen. Wie es weiterhin heißt, habe ein Brief von Berlin-Mitte nach Friedrichshain lediglich 15 Arbeitstage gebraucht, was zuletzt 2026 gelungen sei; damals aber nur aufgrund eines Irrtums, da der Briefträger im Logistikzentrum versehentlich in jüngerer Zeit eingelaufene Post mitgenommen hatte statt die von den haushohen Altstapeln. Weniger erfreut ist nun allerdings der Adressat des Schreibens, mit dem das Finanzamt ihn zum Begleichen seiner Steuerschuld binnen acht Wochen anhielt. Er legte Einspruch wegen Ungleichbehandlung ein: Andere Bürger erhielten den Bescheid meist so spät, dass die Zahlungspflicht verjährt sei.

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