Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Der spät-, ja extrem spätbarocke Maler Michael Mathias Prechtl hat sich mit farbsatten Bildern bekannt gemacht, die zumeist die Großen der deutschen Geistesgeschichte zeigen, nicht selten allegorisch ineinander verzahnt wie sein Richard Wagner, der aus dem Kopf Ludwigs II. herauswächst oder, ungleich krasser, das fatale Doppelantlitz von Nietzsche und Hitler, selbstverständlich war es umstritten und wurde kontrovers diskutiert. Manchmal gelangen Prechtl ganze Panoramen mit herausragenden Köpfen, und es gab Augenblicke, da malte er sich einfach selbst ins Bild hinein oder er machte, sofern sich kein Platz mehr auf dem Ölbild fand, ein Selfie vor seinen Aposteln, Kriegern und leichten Damen. Prechtl einen Meister zu nennen, darum kommt selbst ein Verächter des Realistischen in der Kunst nicht herum. Ihn den Schöpfer des gemalten Promi-Selfies zu nennen, trauen sich nur Leute mit Sinn für Übertreibung und halbe Wahrheiten, aber was ist schon maßvoll und was zur Gänze wahr?

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