Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Während politische Beobachter noch abwarten, ob es ein Misstrauensvotum gegen den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz gibt, beginnen Kommentatoren, die über den Tellerrand des Irdischen hinaussehen, bereits mit der Deutung des nahenden Ereignisses. Da und dort war jetzt zu lesen, dass Kurz durch ein "Fegefeuer" müsse, das ihn, so die Passauer Neue Presse, verbrennen oder stärken könne. Dieser Prognose liegt ein Verständnis vom Fegefeuer zugrunde, wie es auch Gernot Erler (SPD) offenbarte, als sich Kanzler Schröder 2001 wegen des Bundeswehreinsatzes im Terrorabwehrkampf in das Fegefeuer der Vertrauensfrage begab. Dabei könne man, sagte Erler, "ganz schön verkokelt", aber auch gereinigt herauskommen. Schröder erreichte eine Mehrheit von zwei Stimmen, war mithin sowohl deutlich angekokelt als auch irgendwie gereinigt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: