Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Immer wieder findet die Sprache des Sports Eingang in die Politik und ganz besonders oft geht es dabei um Fußball. So ist im Bundestag noch häufiger von "grobem Foulspiel" die Rede als bei Schiedsrichtertagungen des DFB. Und während sich im Fußball der Versuch bewährt hat, den Gegner mit einer Falle ins Abseits zu locken, werfen Politiker ihren Kontrahenten gerne vor, diese hätten sich ohne Not ganz von allein dorthin begeben, wenn auch nur sprichwörtlich. Franz Müntefering stellte sich in diesem Sinne fast nie selbst ins Abseits, wiewohl er seinerzeit als eine Art falsche Neun der Sozialdemokratie immer wieder in Strafräume vorzustoßen hatte. Als hängende Spitze der SPD fühlte sich Müntefering am wohlsten und wenn er sprach, dann flog durch jeden dritten seiner Sätze mindestens ein Ball. Mal mahnte er, die "Zeit der Querpässe" sei nun endgültig vorbei. Ein anderes Mal spielte Müntefering sogar sich selbst schwindelig, indem er einerseits seiner Partei erklärte, wer ein Tor schießen wolle, der könne nicht über alle Seiten gleichzeitig angreifen - und andererseits umgehend anmerkte, der Ball liege gerade glasklar auf Seiten der CDU.

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