Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wann genau ist die Zeit in die Welt gekommen? Eine mögliche Antwort steht in der Schöpfungsgeschichte, im 1. Buch Mose. Gott also schuf Himmel und Erde und alles Mögliche dazwischen. Nachdem er schon das Licht als solches geschaffen hatte, schuf er auch noch konkretere Lichter an der Feste des Himmels, "die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre". Seitdem zeigen die Lichter uns die Zeiten an, und seitdem ist auf der Erde eine unglaubliche Hektik ausgebrochen, die, wie es scheint, immer weiter zunimmt. Wenn jemand sagt, es wird Zeit, dann klingt die Aufforderung mit, man möge sich bloß beeilen; dabei machen das ja längst alle und kommen dann trotzdem zu spät. Und das Leben bietet jeden Tag neue Möglichkeiten, unpünktlich zu sein. Fußballspielerinnen kommen zu spät in die Zweikämpfe, Familienväter erst dann zum Bäcker, wenn das Landbrot leider schon aus ist. Einige Menschen trifft es noch härter: Viel zu spät erreichen sie ihr eigenes Herz und lesen dort dann, an die Innenwand gekritzelt, den Vornamen eines Menschen, den sie gerade erst vom Hof gejagt haben.

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