Das Streiflicht

(SZ) An alle Städte-Touris: 1683 stand das Osmanische Reich zum zweiten Mal vor den Toren Wiens - und kam wieder nicht rein. 120 000 Soldaten waren diesmal angereist, aber der Wiener Stadtkommandant Ernst Rüdiger von Starhemberg machte die Tore nicht auf. Also belagerte das osmanische Heer die Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers genau zwei Monate lang. Dann traf ein Heer unter dem polnischen König Johann III. Sobieski in Wien ein und überzeugte die osmanischen Krieger davon, dass es für sie besser wäre, jetzt mal auf ihrer Tour d'Europe innezuhalten. Es floss viel Blut, dabei hätte man die Sache leicht in eine friedliche Win-win-Situation umwandeln können. So wie es der gewiefte Tourismus-Betriebswirt heute managt: Der Goldene Apfel, wie die Osmanen Wien nannten, hätte einfach einen Kreuzer Eintritt pro Krieger nehmen sollen. Kein Osmane wäre zu Schaden gekommen, Wien hätte einen schönen Reibach gemacht, und am Abend wären die Osmanen, wie es sich für räuberische Tagesgäste gehört, in geordneten Reihen wieder abgezogen.