Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Gerade wir Deutschen haben - und das sagen ja die Wissenschaftler landauf und landab - eine mit Mythen und Symbolen schwer aufgeladene Vorstellung von Glück. Unsere Sehnsucht nach dem Glück ist mitunter so groß, dass uns das Wort Glück als Bedeutungsträger gar nicht mehr langt. Glück ist uns das, was Woody Allen der Begriff für die Liebe ist: "Too weak a word!" Ein zu schwacher Terminus, um den symphonischen Reichtum dieses Gefühls zu benennen. Zum Glück ist die deutsche Sprache auf uns Jammerlappen gut vorbereitet und hat in ihrem Apothekenschränkchen zum Beispiel die - sehr kostbare - Glückseligkeit stehen. Aber die kriegen wir nur dann verabreicht, wenn ein besonderes Kindchen geboren wird oder wenn Horst Opaschowski wieder mal für uns im Kaffeesatz liest. In den vergangenen Tagen sind beide Ereignisse beinahe gleichzeitig, Sportsfreunde würden jubeln: zeitgleich, eingetroffen. Zuerst kam Heiligabend, dann kam die Meldung, dass Opaschwoski herausbekommen hat, dass die Deutschen zu wenig Vertrauen in Glück und Zukunft haben und demzufolge nur sehr schwach an "bessere Zeiten" glauben.

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