Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Neulich war wieder einmal davon die Rede, dass sich Angela Merkel einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern wolle, Wolfgang Kubicki behauptete das bei Anne Will. Daraufhin legte Annegret Kramp-Karrenbauer viel Kopfschütteln in ihre Stimme - ja, Damen und Herren Sprachbademeister, das tat sie und das gibt es sehr wohl, dass einer Kopfschütteln in seine Stimme legt. Denn was Kubicki da behauptet habe, treffe auf die Kanzlerin bestimmt nicht zu, sagte Kramp-Karrenbauer, weil Angela Merkel frei von Eitelkeit sei und daher zunächst keinen expliziten Anspruch auf einen Platz in den Geschichtsbüchern erhebe. Andererseits wäre der Gedanke einigermaßen reizvoll, Angela Merkel verbrächte die verbleibende Zeit ihrer Kanzlerschaft damit, namhafte Geisteswissenschaftler anzurufen und diese zu bitten, ihr einen Platz in den Geschichtsbüchern zu reservieren. Wie das wohl ausgehen mag? Wird Herfried Münkler sagen, an sich gerne, aber ich kann Ihnen nur einen Platz in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges oder alternativ einen in der Geschichte des Ersten Weltkriegs anbieten, aber das ist wohl nicht das Richtige, oder? Och, nein, sagt dann die Kanzlerin, ich frag mal Heinrich August Winkler; aber der sagt, ich könnte Ihnen einen sehr guten Platz in der Geschichte der Weimarer Republik freihalten, aber - ... Wie es aussieht, wird die Kanzlerin erst einmal auf einen Platz in den Geschichtsbüchern verzichten müssen, weil nichts Gescheites frei ist.

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