Das Streiflicht

(SZ) Als die National Gallery in London vor ein paar Jahren das Spätwerk Rembrandts zeigte, wies der Korrespondent der Welt mit wortgewaltiger Sachkunde darauf hin, dass der alternde Rembrandt die Farben jetzt oft direkt auf die Leinwand gespachtelt habe. Er tat dies unter Zuhilfenahme von Daumen und Fingern, mit folgendem Ergebnis: "Eine exuberante Energie tritt hervor, die Farbe nimmt an ausgewählten Stellen skulpturartige Masse an." Neuerdings macht Rembrandt wieder auf sich aufmerksam, doch von exuberanter Energie und skulpturartigen Farbmassen kann diesmal keine Rede mehr sein. Das Auktionshaus Sotheby's versteigert am 5. Dezember Rembrandts "Studie des Kopfes eines jungen Mannes", die jenseits ihrer künstlerischen Qualität dadurch besticht, dass darauf ein Daumenabdruck zu finden ist. Nach Lage der Dinge könnte es sich um eine Hinterlassenschaft Rembrandts handeln. Da der Meister jedoch keinen Zweitabdruck hinterlegt hat, bleibt die Frage nach der Echtheit unbeantwortet.