Das Streiflicht

(SZ) Zu Literaturpreisverleihungen gibt es die schöne Theorie, dass sie die gleiche Wirkung entfalten wie Papstwahlen: Die geehrte Person erhält transzendente Eigenschaften, die über sie hinausreichen, und im Vollzug des Rituals findet eine Wandlung der besagten Person statt, eine Transsubstantiation. Sieht man die Sache so, wäre Peter Handke längst nicht mehr nur Peter Handke, sondern dank seiner beiläufig vierzig Preise ein vielfacher Papst, der mit "Peter Handke PP mult." unterschreiben könnte. Die Parallele zum Papst hat freilich Grenzen: Während dieser nach seiner Wahl auf die Benediktionsloggia tritt und den Segen "Urbi et orbi" erteilt, hat der Literat seine Dankesrede abzuliefern, deren Gelingen nicht zuletzt davon abhängt, mit wie viel Augenzwinkern sie untermischt ist. Dieser Erwartung ist Peter Handke nun gerecht geworden. Als er in Wien den Theaterpreis Nestroy für sein Lebenswerk erhielt, dankte er folgendermaßen für den Beifall: "Da haben Sie kostbare Sendezeit verklatscht für nichts und wieder nichts."