Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wenn man den politischen Hypes der letzten beiden Jahre klangvolle Namen zuordnen wollte, käme man auf Martin Schulz und Friedrich Merz. Der Hype um Schulz ist vermutlich das Ergebnis einer jahrelangen Abwesenheit von Hypes in der SPD. Der letzte Hype vor Schulz war Gerhard Schröder, für dessen Popularität das Wort Hype allerdings noch nicht bereitstand; man nannte Erfolgsmänner wie Schröder damals noch Teufelskerle oder Alphamänner - die Begriffe waren also eher dem deutschen Sagenschatz oder der griechischen Mythologie entliehen und passten damit sehr schön in die sprachliche Grundmöblierung der alten Bundesrepublik. Schulz also war ein derartiger Hype, dass seine Wahlkampfstrategen glaubten, Schulz solle nicht einfach als Mensch werbend durch das Land ziehen, sondern als Zug. Der Schulz-Zug zog los und rammte alle Metaphern, die verheißungsvoll am Wegesrand standen. Wenn die SPD heute das Wort Hype verwendet, dann eher mit dem Ausdruck von Schmallippigkeit. Andrea Nahles nannte den Höhenflug der Grünen einen "Hype, wie ihn die SPD im vergangenen Jahr auch mal erlebt hat". Übersetzt heißt das: Glaubt ja nicht, dass ihr diesen Hype unbeschädigt überlebt, ihr Grünen.

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