Das Streiflicht

(SZ) Liebe ist ... ja, was eigentlich? Vielleicht ist es Liebe, wenn zwei Menschen, die jahrelang in ein Zweier-Büro gepfercht sind, eines Dienstags feierlich zueinander sagen: Du Heiner, mit dem Mario aus dem Controlling lief es nicht so gut, aber wie wäre es mit uns beiden? Klar, Annette, für irgendwas muss dieses Stockholm-Syndrom hier ja gut sein - wer, wenn nicht du? Was Heiner in diesem innigen Moment verschwieg: Wäre es nicht auf Annette hinausgelaufen, Jana aus dem 17. Stock hätte es auch getan. Jana aber definiert Liebe in dem Sinne, sich montags bis freitags mit ihrem sogenannten Freund über seine Verfehlungen, also sein Wesen, zu streiten. Samstags ist ihr nach Frieden, doch ehe man sich's versieht, ist wieder Montag. Vielleicht bedeutet Liebe aber auch: den Willen zu haben, all die schwarzen Montage, all den Zwist und Frust wegzuwischen. Man könnte sich auch vornehmen, fortan ein netter und friedfertiger Mensch zu sein. Einfacher aber ist ein Heiratsantrag.