Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Zwischen dem Ikea-Katalog und dem deutschen Buchmarkt gibt es eine mit den feinen Maschen der Ironie verknüpfte Allianz, man könnte sagen: Der Ikea-Katalog und die deutsche Literaturbranche haben eine Beziehung, die sich mit der zwischen Johannes Mario Simmel und der deutschen Literaturkritik vergleichen lässt. Die Romane Simmels mochten vielleicht nicht in den Regalen von literarischen Feinschmeckern gestanden haben, aber sie reihten sich unübersehbar in ihrer bunten und fröhlichen Ausgestaltung zuverlässig in den Bücherregalen, die der Ikea-Katalog in den Siebziger- und Achtzigerjahren abbildete. Die Griffbereitschaft der Simmel-Romane stand in jenen Jahren im direkten Widerspruch zur mittellauten Despektierlichkeit, mit welcher die Literaturkritik die Arbeiten des leidenschaftlichen Erzählers bedachte. Natürlich war der Ikea-Katalog für die Verbreitung der Simmel'schen Bücher wichtiger als jede naserümpfende Rezension eines naserümpfenden Rezensenten.

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