Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Es mag nun auch schon vierzig Jahre her sein, dass Helmut Qualtinger mit Hitlers autobiografischer Schrift "Mein Kampf" auf große Deutschlandtournee ging. Für die Jüngeren: Qualtinger war ein derart abgründig genialer Bühnendämon, dass man seine Hitler-Lesung beim ersten Hinhören für eine Hommage an einen Landsmann halten konnte. Wie er den von manchen Kennern als südbayerisch identifizierten Akzent Hitlers nachformte, wie er das fettschmalzige R in "Braunau" abschmeckte - all diese Nuancierungen lassen einen allerdings nicht darüber hinwegdenken, dass es sich bei den gehörten Ungeheuerlich- und Widerwärtigkeiten um Botschaften handelte, die in der deutschen Sprache auf den Weg geschickt werden. Jawohl, Hitler sprach Deutsch und sein Deutsch ging bekanntlich durch die reale Welt, aber auch durch die Welt der Filmparodien und des Kabaretts. Dies geschah so lange und dermaßen intensiv, dass mancher Amerikaner, der eine oder andere Franzose und dieser oder jene Brite dachten: Ja, so klingt die deutsche Sprache: ranzig, böse und ein bisschen debil.

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