Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Je näher der Mensch seinem 30. Lebensjahr kommt, desto mehr weicht die aufregende Unübersichtlichkeit der Jugend der gesetzten Ordnung des Erwachsenseins. Es ist die Phase, in welcher der Staub des Lebens sich legt. Der Charakter hat sich zurechtgeschüttelt, die Spleens haben sich festgesetzt, der Geschmack hat sich gebildet und lässt Neues kaum noch gelten. In der Musik zum Beispiel. Flattert die Begeisterung in den Jahren der Unruhe mit schnellem Flügelschlag von den Spice Girls zu Metallica, um danach kurz bei Bach vorbeizuschauen, der wiederum von P. Diddy abgelöst wird, dann lässt sich der 30-jährige Geist schwerfällig auf einem Kanon aus Bewährtem nieder, dem Soundtrack des geregelten Lebens in Dauerschleife. Neuartiges, wie der derzeit angeblich angesagte Cloud Rap, laut Wikipedia eine "Spielart des Hip-Hop, die sich durch sphärische Synthesizer-Klänge und den Einsatz von Auto Tune auszeichnet", prallt ab an dieser Wand aus müder Erfahrung. Vielleicht ist es manchmal gut so.

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