Das Streiflicht

(SZ) Die beginnende Karwoche ist eigentlich nicht die Zeit, um über das Lachen Jesu nachzudenken. Trotzdem sei aus aktuellem Anlass an die alte Streitfrage erinnert, ob Jesus denn jemals gelacht habe. Lange Zeit galt es als verboten oder jedenfalls unschicklich, sich Jesus als lachenden Menschen vorzustellen. Die Patenschaft für diese Sicht der Dinge wurde dem Kirchenvater Johannes Chrysostomus ("Goldmund") zugeschoben, der in einer seiner Homilien gesagt hatte, dass man Jesus in der Bibel zwar oft weinend sehe, nie jedoch lachend, nicht einmal still lächelnd. Daraus ist eine große Verdammung des Lachens erwachsen, von der noch Umberto Ecos "Name der Rose" aufs Erfreulichste zehrte. Chrysostomus scheint übrigens nur halb so wild gewesen zu sein, wie man ihm unterstellt: Einige Zeilen später heißt es bei ihm, dass er das alles nicht sage, um das Lachen zu verpönen, sondern um die Ausgelassenheit zu verhindern.