Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wer in den Achtzigerjahren männlich und jung war und eine Freundin haben wollte, tat gut daran, sich - wo auch immer - das Peace-Zeichen anzustecken. Das Peace-Zeichen war so etwas wie das Arschgeweih der Nachrüstungsgegner. Nur dass man es nicht auf dem Rücken trug, sondern eher auf der Umhängetasche oder anstelle des Deutschlandfahnen-Flickens auf dem Parka. Wer das Peace-Zeichen trug, war nicht allein für den Frieden weltweit; er wies sich mit diesem eigenartigen Symbol auch als sanftmütiger Fairplayer aus, dem Widerstand zwar zur Pflicht geraten, dafür aber jede direkte Form der Gewalt zuwider war. Insgesamt war das Peace-Zeichen also auch der Mercedes-Stern der Wohlgesinnten, deren Gegner freilich mächtig und in hohem Maße spottlaunig waren. Wie viele Peace-Zeichen wurden rüde von jenen abgerissen, die dem Gleichgewicht des Schreckens höhere politische Wirkmacht zusprachen als dem Ansinnen, Frieden zu schaffen ohne Waffen. Aber immer fand sich eine verständnisvolle Mama, die dem weinenden Sohn das Stoff gewordene Zeichen seiner Menschenliebe wieder annähte.

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