Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wenn er wüsste, soll Bismarck gesagt haben, dass die Welt morgen unterginge, so würde er heute noch nach Mecklenburg ziehen, weil dort alles fünfzig Jahre später passiere. Ein listiger Schachzug, aber nicht listig genug für den Weltuntergang. Dieser wäre nämlich nach besagten fünfzig Jahren auch in Mecklenburg fällig, und dann bliebe Bismarck, lebte er denn noch, nichts anderes übrig, als am Tag davor ein Apfelbäumchen zu pflanzen, weil kein Geringerer als Luther das ebenfalls tun würde. Zwar hat Martin Luther das weder gesagt noch ernsthaft vorgehabt, aber das spielt bei der Sicherheit, mit der ihm das Wort zugeschrieben wird, längst keine Rolle mehr. Ein Glück, dass der Termin des Weltuntergangs geheim ist. Widrigenfalls stünde die Welt tags davor so voller Apfelbäumchen, dass ihr Untergang wegen Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts verschoben werden müsste.

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