Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) 1960 kam Kurt-Adolf Thelen mit dem Stimmungslied "Ich hab' den Vater Rhein in seinem Bett geseh'n" ganz groß heraus. Der Textdichter Heinz Korn, der auch komponierte und unter Freunden deswegen "Doppel-Korn" genannt wurde, hatte die Vision mit den zwei Verszeilen "... ja der hat's wunderschön, / der braucht nie aufzusteh'n" fortgesetzt, mit einer Behauptung also, die mehr als gewagt war. In Wahrheit wurde nämlich die Ruhe, die der Vater Rhein in seinem Bett jahrtausendelang hatte, vor 200 Jahren empfindlich gestört. Damals, im Jahr 1817, begann man unter der Leitung des badischen Wasserbauingenieurs Johann Gottfried Tulla mit der Begradigung des Rheins. Sie dauerte bis 1870 und darüber hinaus, was für Vater Rhein bedeutete, dass er ständig in seinem Bettfrieden gestört wurde - wem man je die Matratze unter dem Hintern gewechselt hat, der ahnt, wie dem alten Herrn da mitgespielt wurde.

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