Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Christian Lindner hatte sich vor der Wahl gewünscht, endlich große Zukunftsthemen "wieder auf die Tagesordnung zu bringen". Ob er damit die Digitalisierung meinte, den Klimawandel oder sein berufliches Vorankommen, lässt sich derzeit leider nicht klären. Auf der Tagesordnung steht nämlich anderes, vor allem die Vokabel selbst. Er werde, sagte Martin Schulz, nach dem bitteren Wahlergebnis "nicht einfach so zur Tagesordnung" übergehen. Schulz klang dabei wie so oft kämpferisch und ein bisschen empört, als hätte jemand das Gegenteil gefordert. Ob er daheim genauso kämpferisch auftritt, wenn er mit seiner Frau an den gedeckten Sonntagsfrühstückstisch kommt? Macht Schulz bei dessen Anblick eine kleine Pause und sagt, er könne, bei aller Liebe, nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen, er schlage stattdessen vor, zu dieser besonderen Gelegenheit noch zwei Eier zu kochen? Man weiß das nicht, fest steht aber, dass auch Horst Seehofer sich geäußert hat. Er sagte, die CSU könne nach deutlichen Verlusten "ganz logischerweise nicht zur Tagesordnung" übergehen. Im Grunde folgte Seehofer damit einem Rat des Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier hatte mit fester Stimme gesagt, wirklich niemand dürfe jetzt "ohne Weiteres zur Tagesordnung" übergehen.

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