Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Es soll Menschen geben, die gerne ins Fitnessstudio gehen - die erblühen in der Atmosphäre aus kaltem Licht und kaltem Schweiß, die sich wohlfühlen inmitten von blankem Stahl und blanker Haut, die innere Kraft aus dem Modellieren ihrer äußeren Stärke schöpfen. Den meisten aber ergeht es doch so: Das schlechte Gewissen setzt eine Energiemenge frei, die für den Erwerb atmungsaktiver Sportbekleidung, die Anmeldung im Studio und exakt einen Besuch in selbigem ausreicht. Einmal übers Laufband getrabt, einmal an den Hanteln geschnuppert, einmal den Beuger gebeugt und den Strecker gestreckt. Dann erschlafft das schlechte Gewissen, die Trägheit gewinnt. Und dem Fitnessstudio bleibt man bis Vertragsende verbunden wie sonst dem FC Bayern München oder der katholischen Kirche: als passives Mitglied.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: