Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Dass im Deutschen auf den Rausch der Kater folgt, haben wir Studenten in Leipzig zu verdanken. Ob sie sich dabei einst vom Katzenjammer inspirieren ließen, den medizinischen Terminus "Katarrh" vernuschelten oder sich den Namen eines Bieres ausliehen, das dafür berüchtigt war, am Morgen nach dem Konsum ein Kratzen im Kopf zu verursachen, ist am Ende nicht so wichtig. Ein Kompliment gebührt dem sächsischen Volksmund so oder so. Denn trefflicher ließen sich die körperlichen und geistigen Beschwerden infolge übermäßigen Alkoholgenusses sprachlich kaum einfangen. Jene pelzige Allgemeinheit des Unwohlseins. Jenes unbestimmte Gefühl einer katzenartig das Körperinnere durchstreifenden Vergiftung, die jederzeit mit ausgefahrenen Krallen zum Satz auf Nerven und Organe ansetzen kann. Jene animalische Unberechenbarkeit, die etwa dem "Hangover" fehlt, mit dem Engländer und Amerikaner den psychischen wie physischen Überhang am Tag danach in ein Wort zu fassen versuchen.

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