Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Kürzlich ist der Schalker Fußballprofi Donis Avdijaj zu spät zum Testspiel in Paderborn erschienen, weshalb er nicht mitspielen durfte. Der Trainer ließ ihn, wie es hieß, 90 Minuten auf der Bank schmoren, und wer jemals eineinhalb Stunden auf einer Paderborner Bank gesessen hat, weiß, dass so eine Strafe schwerlich mit den Menschenrechten vereinbar ist. Ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht, womöglich muss Avdijaj Schalke verlassen, und wenn er Glück hat, klappt das auch. Der bedauerliche Einzelfall hat die Schalker veranlasst, noch intensiver als bisher über Strafen für disziplinlose Spieler nachzudenken. Der Klassiker, 500 Euro in die Mannschaftskasse, die bei Saisonschluss versoffen wird, ist ja etwas aus der Mode gekommen, weil solche Witzbeträge genauso wenig wehtun wie die vierstelligen Bußgelder, die Bundesligaprofis wöchentlich für das Falschparken ihres Maseratis ausgeben. Jetzt aber müssen Spieler, die auf Schalke etwas ausgefressen haben, mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen, die so grausam sind, dass die seit Jahrhunderten bewährte Balance von Schuld und Sühne gefährdet ist. "Freizeitstrafe" lautet das Horrorwort, welches Manager Heidel in die Debatte geworfen hat und das in den krassesten Fällen bedeutet, dass ein Spieler am freien Tag im Fanshop arbeiten muss.

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