Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Der Küstennebel hat sich gelichtet. Aus Nordwest bläst der Wind des Wandels übers Land zwischen den Meeren. Er frischt vor dem Kieler Landeshaus auf zur steifen Brise, welche die Sozialdemokraten von der Brücke weht. Gewiss wären sie gern unter der roten Fahne weitergesegelt. Vielleicht hätten sie auch mit etwas weniger Wasser unter dem Bug Kurs gehalten, wäre ihnen nicht ihr Kapitän Torsten Albig aus dem Ruder gelaufen. Wer will sich schon von einem ins Schlepptau nehmen lassen, der sein Schiff auf den Sand gesetzt hat, als er seltsames Seemannsgarn spann über seine Exfrau: Diese sei, jetzt nur sinngemäß, im Vergleich zu ihm, dem Herrn Ministerpräsidenten, bloß eine abgetakelte Fregatte. Da ist er und mit ihm seine Partei in gefährliches Fahrwasser geraten. Einziger Rettungsring, um aus dem Scherbenhaufen dieses Wahlkampfs neuen Ufern zuschwimmen zu können, wäre die große Fahrt von Roten, Grünen und Gelben über die sieben Weltmeere der Koalitionsbildung. Doch schon nimmt ihm einer den Wind aus den Segeln, weil er nicht bloß die Galionsfigur geben will: FDP-Chef Wolfgang Kubicki ließ erklären, bevor er jemals als Erster Offizier zu Albig ins Staatsschiff steige, lasse er sich lieber vom Klabautermann holen. Jetzt schlagen die Wogen natürlich hoch, und wenn die Maschinen volle Kraft voraus laufen, dann wahrscheinlich auch nicht Richtung Jamaika. Auf hoher See ist man eben in Gottes Hand.

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