Das Streiflicht

(SZ) Der Tag der Sonne wird zweimal begangen: am 15. April und am 3. Mai. Der diesjährige 15. April, der Karsamstag, war von einer, wie es im Wetterbericht hieß, "ungemütlichen Kaltfront dominiert", und der 3. Mai verspricht ebenfalls kein strahlender Tag zu werden. Der ungemütlichen Kaltfront vom 15. April konnte zwar niemand etwas abgewinnen, aber man nahm sie hin, weil dieser Tag der Sonne nur in Nordkorea gefeiert wird, zum Gedenken an den "ewigen Präsidenten" Kim Il-sung, der ja seinerseits auch eine Art Kaltfront war und als solche in seinem Enkel Kim Jong-un weiterlebt. Was die Maisonne angeht, so hatte sie im April ein paar verteufelt gute Tage. Seitdem ist sie so gründlich verschwunden, dass in nordisch orientierten Kreisen bereits Endzeitstimmung aufkommt. Dort glaubt man bis heute, dass Sól, die Tochter des Mundilfari, auf ihrem Sonnenwagen von den Pferden Arvakr und Alsvidr über den Himmel gezogen wird. Hinterdrein hetzt der Wolf Skalli, der am Tag des Weltuntergangs, der "Ragnarök", die Sonne einholt und verschlingt. Sollte es ausgerechnet am 3. Mai so weit sein, wäre das für den Internationalen Tag der Sonne mehr als peinlich.