Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) So erfreulich es ist, mit einem Preis, etwa dem Oscar, dem Nobelpreis, oder, ganz hochgegriffen, dem "Orden wider den tierischen Ernst", geehrt zu werden: Über kurz oder lang stellt sich Ernüchterung ein, in deren Folge der Gewinner die Auszeichnung zum Teufel wünscht. Die Verzweiflung macht sich in dem Moment breit, in dem es dem Preisträger dämmert, dass er eine Dankesrede halten muss. Die an sich lästige Pflichtübung wird vom Publikum, das in der Regel missgünstig und böse ist, sehnlichst erwartet. Die Neidhammel wissen nämlich, dass eine Dankesrede einem Parcours voller Fettnäpfchen gleicht, den fehlerlos zu durchschreiten unmöglich ist. Egal, wie viele Namen man nennt, irgendeinen vergisst man immer, und schon hat man einen Feind fürs Leben, vom sogenannten Shitstorm im Netz zu schweigen. Gewinner von Filmpreisen beispielsweise bedanken sich stets bei der gesamten Crew, jeder Kabelträger wird namentlich erwähnt, und trotzdem geht es schief. Herrgott, ja, der Hund ist unerwähnt geblieben, dieser sabbernde Köter, der mit einem Kurzauftritt als Komparse wesentlich zum Erfolg des Films beigetragen hat. Der Köter aber gehört dem Produzenten. Das war's dann mit der Filmkarriere.

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