Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Im Jahre 623 erfasste die oströmische Verkehrsüberwachung einen Reiter, der sich mit stark überhöhter Geschwindigkeit von Westen her der Hauptstadt Konstantinopel näherte. Vom Ordnungsamt zur Rede gestellt, bestritt der Raser, ein gewisser Kaiser Heraklios, den Höllenritt keineswegs. Er behauptete aber, in seiner Eigenschaft als Imperator Ostroms keine andere Wahl gehabt zu haben, um sich dem Zugriff des Reitervolks der Awaren zu entziehen, mit welchen er vergeblich persönlich verhandeln habe, um sie vom Verwüsten seiner Provinzen abzubringen. Als Zeugen berief er einen Chronisten namens Nikephoros, der in seiner schriftlichen Stellungnahme angab: "Als Heraklios sie (die awarischen Reiter) bemerkte, warf er seine Purpurrobe ab und wandte sich zu rasender Flucht, die Awaren aber blieben ihm dicht auf den Fersen." Nur dank seines an Pferdestärke überlegenen Fluchtmittels sei er noch hinter die rettenden Mauern der Stadt gelangt. Heraklios entging einem lebenslangen Reitverbot nur deshalb, weil er sämtliche Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf einen Rachefeldzug gegen die Awaren entsandte, wo sich ihre weitere Spur verlor.

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