Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Als das Langohr alt und müde war, machte es sich auf zur Perle an der Weser, um dort noch Stadtmusikant zu werden. Weil es aber nicht als Drahtesel geboren wurde, musste es voll Mühsal auf Schusters Rappen wandeln. Auf dem Wege traf das gute Grautier den besten Freund des Menschen, der klagte gar sehr: Man hatte ihn, der doch immer der vierbeinige Liebling gewesen war, einfach vom Hofe gejagt. So zogen sie denn zusammen weiter, um auf die Pauke zu schlagen und die Laute zu spielen. Auf ihrer Wanderung fanden sie noch einen Stubentiger, der ersäuft werden sollte; denn die Miezen sangen es schon von den Dächern, dass seine Jahre als Samtpfote allzu lange verflossen waren. Auch er zog daher mit, denn er verstand sich auf Nachtmusik. Schon bald stieß das tierische Trio auf einen kleinen gefiederten Freund, den sein Herr, der Bauer, in den Kochtopf hatte stecken wollen, um für das leibliche Wohl der Seinen zu sorgen. Fortan bildeten die vier Freunde ein frohsinniges musikalisches Quartett, das den Gästen aufspielte, bis das Zwerchfell juckte, die Stimmung im Saal den Siedepunkt erreichte und kein Auge mehr trocken blieb.

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