Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an Neujahr zur Nation gesprochen, und ja, sie hat sich dabei zweimal der Formulierung "und ja" bedient. Die erste Stelle lautete so: "Und - ja - es ist besonders bitter und widerwärtig, wenn Terroranschläge von Menschen begangen werden, die in unserem Land angeblich Schutz suchen." Die zweite: "Und - ja - Europa sollte sich auf das konzentrieren, was es wirklich besser kann als der nationale Staat." Das hörte sich an, als wäre vor der Rede irgendwer aus ihrer Umgebung, der Regierungssprecher vielleicht oder der Kameramann, an sie mit der Frage herangetreten, ob die beschriebenen Terroranschläge nicht besonders bitter und widerwärtig seien und ob sich Europa nicht endlich auf seine Kompetenzen besinnen sollte. Das dürfte aber nicht der Fall gewesen sein, und nein beziehungsweise ja, es wäre auch unpassend, wenn man Merkel mit solchen Selbstverständlichkeiten käme. Umso verwunderlicher das rhetorische Versatzstück "und ja", das schon bei Reden aus nichtigerem Anlass kein echter Kracher ist.

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