Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wenn Ereignisse und Prozesse einem baldigen Ausklang entgegenstreben, fangen selbst eher pragmatisch orientierte Menschen damit an, sich über die beiden Lebenspole Anfang und Ende intensive Gedanken zu machen. Der November bildet als vorletzter Monat einen guten Zeitraum, um die wuchtigen Begriffe noch einmal aufzurufen und kräftig durchzuschütteln. Es ist der Monat der kleinen und großen Philosophen, oder besser: der Monat, in dem selbst solche Menschen zu Metaphysikern werden, die sonst eher mit dem Stofflichen auf du und du sind. Ein schönes Beispiel gibt Michael Kaschke ab, der Chef von Zeiss, dem genialen Kult-Optiker aus Jena. Kaschke verwendet Zeiss-Fernrohre dazu, sich regelmäßig das Sternenzelt vorführen zu lassen. Und je länger und je öfter Kaschke dies tut, umso regelmäßiger zeige sich ihm "sehr anschaulich, dass unsere Welt in eine größere Ordnung gebettet ist". Nun könnte man blöd besserwisserisch entgegennörgeln, dass ja immer bloß solche Leute nach größeren Ordnungen rufen, die selbst nicht einmal ihren Schreibtisch aufräumen können. Das mag für viele gelten, sicherlich gilt es nicht für Michael Kaschke.

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