Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit geht seinem Ende zu, einem insofern sehr anschaulichen Ende, als in dieser Zeit auch Sankt Martin im Kalender auftaucht. Martin hat, wie wir wissen und eben wieder im Schein der Laternen haben nachstellen lassen, seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt und sich damit zumindest ikonografisch einen Spitzenplatz auf der nach oben allemal offenen Barmherzigkeitsskala gesichert. Die Mantelteilung steht aber auch theologisch bestens da, weil Thomas von Aquin, den sie das Licht der Kirche nennen, die Barmherzigkeit für die größte der Tugenden hält. In diesem Koordinatensystem ist die Predigt zu sehen, die der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst am Sonntag im ZDF hielt und bei der er Martins hochedle Tat als "Blaupause" für barmherziges Handeln pries. Bei wortwörtlicher Auffassung dessen, was "Abpausen" bedeutet, konnte das so verstanden werden, dass möglichst viele Leute nun ihre Mäntel auseinanderschneiden sollten.

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