Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Gottlieb Theodor Pilz gehört zu jenen Großen der Geschichte, die in Vergessenheit geraten sind. Am 12. September war sein Tod 160 Jahre her. Dass 2016 trotzdem kein Pilz-Jahr wurde, liegt an der Eigenart seines Werkes. Es zielte auf Nichtexistenz. Der Sohn wohlhabender protestantischer Eltern, dem der Vater abends am Bett Tacitus in eigener Übersetzung vorlas, hat "durch sein mutiges, opferbereites Dazwischentreten" (so sein großartiger Biograf Wolfgang Hildesheimer) Bücher, Bilder und Kompositionen verhindert, die ohne ihn sicher erschienen wären. Die Nachwelt aber hat es sich angewöhnt, große Geister nach ihrem Schaffen zu bewerten - statt nach dem, was sie lieber bleiben gelassen oder gar bei anderen verhindert haben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: