Glosse: Das Streiflicht

(SZ) Die Herkunft des Wortes schlimm verliert sich im Halbschatten, doch ist es dort immer noch hell genug für die Erkenntnis, dass das Adjektiv einst so viel wie schief, schräg oder krumm bedeutete: Von einem Mädchen, das die Augen verdrehte, sagte man auch, es mache schlimme Augen. Bei diesem schrägen Hintergrund verwundert es nicht, dass sich unter den sogenannten schlimmsten Dingen, die uns im Leben widerfahren, die Gewichte von einem Augenblick auf den anderen verschieben können. So legitim und glaubwürdig die Aussage ist, das Schlimmste sei der Krieg oder der Tod eines lieben Menschen, so wenig lässt sich gegen den Ausruf "Das Schlimmste war dann noch diese Wespe auf dem Datschi" einwenden. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hat die Vielfalt dahin gehend erweitert, dass das Schlimmste ein fußballspielender, ministrierender Senegalese sei, den man nie wieder loskriege, und nun machen alle schlimme Augen.