Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Wer weiß, was Hoffmann von Fallersleben gedichtet hätte, wenn er vor 175 Jahren, am 26. August 1841, nicht auf Helgoland gewesen wäre. Er war aber auf Helgoland, und dort, allein mit den Klippen, dem Meer und dem Himmel, ward ihm so eigen zumute: "Ich musste dichten, wenn ich es auch nicht gewollt hätte." Drei Tage später besuchte ihn sein Verleger, der ebenso gewitzte wie mutige Julius Campe, und als Hoffmann ihm sein brandneues Gedicht, betitelt mit "Das Lied der Deutschen", für vier Louisdor anbot, griff Campe sofort zu. "Wenn es einschlägt", sagte er schmunzelnd, "so kann es ein Rheinlied werden. Erhalten Sie drei Becher, muss mir einer zukommen." Das hört sich nach "Tiefem Keller" an, nach Loreley und Vater-Rhein-Gemütlichkeit, aber auch nach der "Wacht am Rhein" und Nikolaus Beckers trotzigem "Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein". Beide Lieder waren ein Jahr früher erschienen, Becker bekam für seines von König Friedrich Wilhelm IV. ein Honorar von 1000 Talern angewiesen.

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