Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Der Fußballspieler Mario Götze hat in der vergangenen Woche einen Anruf von dem Fußballtrainer Carlos Ancelotti erhalten. Ancelotti, der bald zum FC Bayern wechselt, riet Götze, eben jenen FC Bayern zu verlassen. Der Trainer machte also Schluss mit dem Spieler, er tat dies per Telefon und noch vor seiner Ankunft. Die Tragik dieses Anrufs erschließt sich sofort, ebenso die eistonnenkalte Professionalität. Beides zusammen wirft die Frage auf, ob die Liebe etwas vom Fußball lernen kann, wenn es um das Beenden von Beziehungen geht. Es ist in der Liebe ja doch immer recht kompliziert und wie schwer bitte hat es eine Frau, ihrem Partner zu erklären, dass sie zwar Kinder haben möchte, aber lieber nicht mit ihm? Die Frau hat die Wahl. Sie kann sich wortreich verzetteln, oder sie kann geradeheraus sagen: Jörg, Du spielst in meiner Kaderplanung einfach keine Rolle mehr. Wie sehr belastet den kleinen Jonas die erloschene Liebe zu seinem Klavier, wie sehr fürchtet er sich, seinen Eltern davon zu erzählen? Er sollte direkt sein: Liebe Eltern, ich sehe mich einfach nicht als Flügelspieler, jetzt gebt mir ein Schlagzeug, aber asapissimo! Schon längst eingewechselt worden ist die achtloseste aller Lügen des Fußballs. Wie sagt man, wenn ein Trainer nach acht Niederlagen aus dem Vereinsheim gejagt wird, wie sagt man, wenn eine Partnerschaft einseitig und im Streit aufgekündigt wird? Ja, man spricht dann von einer Trennung "in gegenseitigem Einvernehmen".

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