Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Es wird höchste Zeit, kurz bevor die Flieger zu den Weihnachtsfeiern auf Mallorca durchstarten, die Kulturtechnik des Reservierens von ihrem schlechten Ruf zu befreien. Niemand muss sich dafür schämen, morgens um vier zum Swimmingpool zu schleichen, sein Handtuch auf einem der Liegestühle in der ersten Reihe zu platzieren und anschließend mit gewitzter Geschicklichkeit und Sekundenkleber zu fixieren, nur weil er sich fortan von der Sonnenseite des Lebens dreizehndreiviertel Tage (frühe Anreise, späte Abreise) von niemandem mehr vertreiben lassen möchte. Dabei kommt es gar nicht darauf an, persönlich auf dem Handtuch zu liegen. Allein die Tatsache dort liegen zu können, genügt vielen Menschen, um ihr Urlaubsziel als erreicht anzusehen. Aufzeichnungen aus Urlauberblogs unterstreichen das glaubwürdig. Immer wieder wird von Liegen berichtet, auf denen einen ganzen Urlaub lang nur ein Handtuch zu sehen war. Der Handtuchhalter aber fand auf seinem Hotelzimmer jene Ruhe, die sich nur einstellt, wenn der Urlauber weiß: Wenn ich nur wollte könnte ich mich jetzt an den Pool zu meinem Handtuch legen; im Zimmer ist es aber so schön schattig wie Zuhause.

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