Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

(SZ) Ein Kalender kann als vollständig gelten, wenn er die Tage, Wochen und Monate des Jahres anzeigt, dazu die Ferien in den Bundesländern und vielleicht noch einige Details über Sonne und Mond. In künstlerischer Hinsicht ist da nicht viel zu holen, weswegen sich neben den schlichten Jahrweisern ein zweiter, mittlerweile dschungelgleich wuchernder Kalendermarkt aufgetan hat. Es gibt Kalender mit Orchideen und exotischen Fischen, mit Dünenlandschaften und Trachtenumzügen, mit Passstraßen und Hinkelsteinen, mit Mädchen und Pferden sowie, versteht sich, mit ähnlichen Mädchen auf ähnlichen Pferden. Wer Sankt Peter-Ording ein Jahr lang aushalten will, bestellt sich den Kalender "Sankt Peter-Ording", und wer Hemmungen hat, ein Pin-up-Buch zu kaufen, kauft - nein, den Pirelli-Kalender gibt es nicht zu kaufen, den muss man sich schenken lassen. Gut angekommen sind in letzter Zeit berufsständische Kalender, auf denen sich Jungbäuerinnen, Jungfeuerwehrler, Jungtruckerinnen und Jungwinzerinnen so präsentieren, wie sie sich im Berufsleben garantiert nie zeigen. Das Neueste ist ein Kalender, auf dem zwölf russisch-orthodoxe Priester mit ihren Katzen posieren, echten Katzen, damit da keine Wortspielchen und Augenzwinkereien aufkommen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: