Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Debatten gibt es immer wieder, über die Maut, über die Plastiktüten im Einzelhandel, über die Erbschaftsteuer und ihre Auswirkung auf den Mittelstand. Ein richtiger Denkerstreit erwächst aus keinem dieser Themen. Dafür hat uns die Flüchtlingskrise ein Sujet beschert, das nach philosophischer Behandlung förmlich schreit. Es geht um die Frage, ob der Begriff des Kontingent s den der Obergrenze einschließt oder nicht, eine Frage, die für die Scholastiker von ähnlichem Reiz gewesen wäre wie die, ob Christus auch in Gestalt eines Kürbis hätte erscheinen können und, wenn ja, wie er dann wohl gelehrt hätte. Drei Schulen sind es mittlerweile, die sich und ihre Lehrsätze gegeneinander in Stellung gebracht haben. Die einen sagen, dass die Obergrenze im Kontingent wesenhaft enthalten sei. Die anderen verneinen das mit dem Argument, dass die Obergrenze dem recht verstandenen Kontingent wesensfremd sei. Die dritten halten die Obergrenze innerhalb wechselnder Kontingente für eine variable Größe; sie sei also dem Kontingent immanent, ohne es wesenhaft auszumachen, sprich: zu konstituieren.

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