Das Streiflicht

(SZ) Hiob lebte in Uz nahe dem Zweistromland und zwar in einer Zeit, da die Lebensgüte eines Mannes noch in der Zahl des Viehs gemessen wurde und nicht anhand der Abgaswerte seines Dieselfahrzeugs. Die Geschichte dieses Hiob ist so bekannt wie schnell erzählt. Teufel bequatscht Gott, bis dieser einer Wette zustimmt. Gott nimmt Hiob fast alles, um dessen Glauben zu prüfen. Hiob wird zum Zauderer von Uz, vergreift sich im Ton, bleibt aber trittsicher auf dem Pfad des Herrn. Herr belohnt Hiob dafür. Ende. Um einiges komplizierter geriete dieser Plot, trüge er sich unter den Bedingungen der Gegenwart zu. Es gäbe zunächst eine breite Diskussion um die Verschärfung der Sicherheitskontrollen im Himmel, auf dass der Satan kein zweites Mal so unbehelligt durch die Pforte schlüpfe. Anton Hofreiter von den Grünen würde sich eilig in eine ungebügelte Toga wickeln, um vor den Kameras der ARD "schonungslose Aufklärung" zu fordern sowie die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Amerikanische Gerichte bemühten sich derweil um die Hintermänner des Deals, die Anklage lautete auf Anstiftung zur Untreue. Die Aufregung wäre also enorm, die Kernfrage nach dem rechten Glauben bliebe jedoch unbeantwortet.