Das Streiflicht

(SZ) Die Abwesenheit von Wissen galt lange Zeit als bedauerlicher Mangel. Heute wird das aber zum Glück nicht mehr so eng gesehen. Im Gegenteil, die moderne Gesellschaft lässt regelmäßig auch Dilettanten ihres Faches schöne Erfolge feiern. Sie dürfen zum Beispiel Bestseller-Bücher schreiben, ganz ohne das belastende Wissen darüber, dass Syntax variierbar ist. Oder Charterfolge feiern, auf Grundlage von im Keyboard gespeicherten Melodien. Trotz dieser allgegenwärtigen Adelung von Blendern und Amateuren, hielt die Nachricht vom kürzlichen Ausgang der frankofonen Scrabble-Weltmeisterschaften doch noch einen gewissen Aha-Effekt bereit. Dergestalt nämlich, dass der neue Weltmeister Nigel Richards zwar überragende und sehr frankofone Worte aufs Brett legte, bedauerlicherweise selbst aber gar kein Französisch spricht. Gerade ein steifes "Bonjour" sei ihm zum Auftakt der Partien über die Lippen gekommen, bevor er jeweils anfing, aus den ihm zugeteilten Lettern die schönsten Punkte-Trouvaillen für sich zu drechseln. Als ob jemand mit Schwimmflügeln den Ärmelkanal durchschwommen hätte!