Gewaltverdacht:Schäuble nimmt Muslime in Schutz

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Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hält die Muslime in Deutschland insgesamt für friedlich und gut integriert.

In der Debatte um die angebliche Gewaltbereitschaft der Muslime in Deutschland bemüht sich Innenminister Schäuble, die Wogen zu glätten. Die große Mehrheit von ihnen sei nicht gewaltbereit, erklärte sein Sprecher Stefan Kaller am Freitag in Berlin. Er relativierte damit die Interpretation einer neuen Studie zu Einstellungen der Muslime in Deutschland.

Darin heißt es laut Kaller unter anderem, dass 14 Prozent der Muslime die Demokratie in Frage stellen oder politisch sowie religiös motivierte Gewalt akzeptieren. Schäuble habe sich über dieses "muslimische Radikalisierungspotenzial" besorgt geäußert, sagte Kaller.

Es sei "eine gesamtpolitische Aufgabe, diese Menschen gezielt positiv anzusprechen und einzubinden". Dazu diene auch Schäubles Islamkonferenz. In der Studie stecke aber auch eine "gute Botschaft", nämlich dass die allermeisten Muslime froh seien, in einem demokratischen Staat zu leben, sagte Kaller.

Auch der Bielefelder Soziologe Jürgen Mansel warnte in der Berliner Zeitung vor einer Fehlinterpretation der Ergebnisse. "Es gibt keine Hinweise, dass es unter Moslems oder Zuwanderern eine höhere Gewaltbereitschaft gibt als unter anderen Gruppen in Deutschland", sagte er.

Auch die Demokratiefeindlichkeit sei unter Islamanhängern nicht weiter verbreitet als unter Nicht-Muslimen. Die zunehmende Verbreitung von traditionellen Werten sei vor allem auf die mangelnde Integration zurückzuführen. "Solche Einstellungen sind eine Reaktion auf die Erfahrung der Ablehnung und Diskriminierung", sagte Mansel.

Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber bekräftigte im AP-Gespräch, wie wichtig den Kirchen der offene Dialog mit den Muslimen sei. Offenheit schließe ein, dass Unterschiede zu Tage träten.

Angesichts der Kontroversen um den Bau von Moscheen erklärte Huber, die evangelische Kirche achte die Religionsfreiheit der Muslime. Dies schließe ein, dass die Muslime ihre eigenen Gottesdienststätten hätten. Allerdings sei ungeklärt, wie sich solche Bauten vermitteln ließen, wie gut sie sich in das jeweilige Umfeld einfügten und inwieweit sie den Dialog förderten.

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