Gewalt im Irak:Dutzende Tote bei Doppelanschlag

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Bei einem Doppelanschlag in Tal Afar im Norden Iraks sind Dutzende Menschen getötet worden. Vor kurzem hatte US-Präsident Bush die Stadt noch als Beispiel für eine verbesserte Sicherheitslage im Irak genannt.

Neue Anschläge im Irak haben im Irak mindestens 64 Menschen das Leben gekostet. Allein in der nordirakischen Stadt Tal Afar kamen am Dienstag bei der Explosion von zwei Autobomben auf Märkten 48 Menschen ums Leben. Weitere 103 Marktbesucher wurden nach Polizeiangaben verletzt.

Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Soldaten hätten den mit Sprengstoff präparierten Lastwagen durchgewunken, als sie sahen, dass er mit Nahrungsmitteln beladen war. Der Fahrer habe den Wagen dann im Stadtteil El Wahaeda explodieren lassen. Zugleich sei ein anderes Fahrzeug explodiert.

Erst am Samstag waren bei einem Selbstmordanschlag vor einem Gebäckladen der Stadt zehn Menschen getötet worden. Damit scheint die nahe der syrischen Grenze gelegenen Stadt erneut zu einem Zentrum der Aufstandsbewegung zu werden. Nach einer Offensive gegen Extremisten in Tal Afar hatte US-Präsident George W. Bush die Stadt als Beispiel für eine verbesserte Sicherheitslage im Irak genannt.

Die Rebellenhochburg Tal Afar liegt etwa 400 Kilometer nördlich von Bagdad, in der Nähe der syrischen Grenze.

Auch an anderen Orten im Irak sind dutzende Menschen durch Gewalteinwirkung ums Leben gekommen. Allein bei einem weiteren Anschlag in der Stadt Ramadi riss ein Selbstmordattentäter mindestens 17 Menschen mit in den Tod. Dies berichtete die irakische Nachrichtenagentur Aswat al-Irak unter Berufung auf Krankenhausärzte aus der 110 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt. 32 weitere Gäste und Passanten erlitten Verletzungen, einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr, hieß es weiter.

Der Attentäter hatte vor einer Gaststätte einen mit Sprengstoff vollgepackten Lastwagen in die Luft gesprengt. Ramadi, die Hauptstadt der westlichen Provinz Anbar, gilt als Hochburg der sunnitischen Aufständischen. Zuletzt hatten aber einige Stammesführer einen "Rettungsrat für Anbar" gegründet, der die Bemühungen der Regierung in Bagdad zur Bekämpfung irakischer El- Kaida-Zellen unterstützt. Die Terrororganisation geht seitdem gegen die aus ihrer Sicht "verräterischen" Stämme vor.

Am selben Tag starb im Westen von Bagdad der Sohn des sunnitischen Scheichs Thahir al Dari, als sich vor dessen Haus eine nicht näher bekannte Zahl von Selbstmordattentätern mit zwei Autos in die Luft sprengte. Der Scheich, der an der Spitze eines Clans steht, der sich mit anderen Stämmen gegen den irakischen al-Qaida-Ableger zusammengeschlossen hat, blieb unverletzt, wie Aswat al-Irak meldete.

Ausnahmezustand erneuert

Bei einem Anschlag auf einen Begräbniszug südlich von Bagdad wurden am selben Tag mindestens vier Menschen getötet. Zahlreiche weitere Trauergäste erlitten Verletzungen, als Bewaffnete das Feuer im Dorf Asrija eröffneten, wie Augenzeugen berichteten.

In der südirakischen Stadt Nadschaf stürmten US-Soldaten das Anwesen des schiitischen Geistlichen Mohammed al-Tabatbaie, eines engen Vertrauten des radikalen Predigers Muktada al-Sadr. Bei einem Feuergefecht mit Wachleuten des Hauses töteten die Amerikaner zwei Männer und verletzten drei weitere.

Al-Tabatbaie hatte sich zum Zeitpunkt der Razzia nicht dort aufgehalten. Er war bereits im August 2004, als die bewaffneten Aktionen der Sadr-Milizen gegen das US- Militär ihren ersten Höhepunkt erreicht hatten, mehrere Wochen lang in US-Haft gewesen.

Das irakische Parlament erneuert am Dienstag den geltenden Ausnahmezustand um einen weiteren Monat. Ausgenommen ist lediglich die Autonomie-Region Kurdistan. Im Irak gilt der Ausnahmezustand seit November 2004.

© AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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